Praxisseminar im Hochseilgarten30. August 2011, heute war der Abend im Hochseilgarten, organisiert von der Rekis – Selbsthilfe in Cottbus.

Ich holte unterwegs noch 2 Frauen ab und dann kamen wir mit noch viel Zeit ohne Komplikationen, ohne mich unterwegs zu verfahren, ganz entspannt auf direktem Weg am Hochseilgarten an. So nach und nach kamen alle anderen, ein Mann und 14 Frauen. Einige kannte ich vom sehen und viele nicht. Jedoch war jedem anzusehen, einfach war die Entscheidung, mitzukommen, keinem gefallen.
Die erste Übung bestand darin, dass alle sich auf einen einseitig abgeflachten, etwas überhöht auf dem Boden liegenden Baumstamm stellten. Dann kam die eigentliche Aufgabe, bitte sortieren nach dem Alphabet. Es kam darauf an, aneinander vorbeizukommen, ohne runter zu fallen, was uns nicht wirklich gelang. Der Stamm wackelte so sehr, mein Gleichgewicht auch und ich stand öfters unten und mit aneinander vorbeischieben war zumindest bei mir schwierig. Nach einer ganzen Weile standen wir dann endlich sortiert oben auf dem Balken. Was uns noch nicht wirklich gelungen war, war die Kommunikation untereinander.
Unsere zweite Aufgabe bestand aus einer hölzernen A, wobei der untere waagerechte Strich ziemlich tief war. Oben waren 4 lange Seile befestigt. Die Aufgabe bestand darin, dass einer sich in das aufrecht stehende A stellte und wie auf Stelzen damit vorwärts gehen sollte. Wir anderen sicherten dieses hölzerne A mit der darin stehenden Person gegen umfallen und das sie überhaupt vorwärts kam. Die Kommunikation klappte schon besser, jedoch war es sehr holprig und nicht wirklich effektiv, wie wir vorankamen. Unsere beiden Betreuer vom Hochseilgarten sagten uns dann, wie es besser geht und das probierten wir dann auch aus. Es war viel Physik dabei, wie es zu machen war. Es klappte dann wesentlich besser.
Bei der dritten Aufgabe lagen kurz über dem Boden zwei Stahlseile, zu einem großen V gespannt. Hier versuchten wir durch Körperspannung paarweise über den Seilen, von der Spitze bis zur maximalen Öffnung zu laufen. Es kam auf Körperspannung, Vertrauen in den Andern, dass er nicht loslässt und auch Konzentration auf die Aufgabe an. Einige schafften es bis zum Ende, ich nur etwa bis Zweidrittel des Weges. Ich spürte das Seil an meinen Fußsohlen, die blockierten Reflexzonen an den Füßen und es drückte sehr, konnte deshalb nicht bis zum Schluss durchlaufen. Besonders auf dem Hacken war der Schmerz kaum auszuhalten.
Die vierte Aufgabe bestand darin, auf 4 Stahlseilen kurz über dem Boden zu laufen. Es sah aus wie eine Torte, welche in 4 gleichgroße Stückchen geschnitten wurde mit einem in der Mitte abgesägten Baumstumpf, den nur 2 Füße betreten durften. Unter uns war das Moor, in welches wir nicht fallen durften. Aufgeteilt in 4 Gruppen mussten wir vom Rand zur Mitte und dann auf dem anderen nächsten Schenkel des Tortenstückchens wieder zurücklaufen. Ich wackelte wieder so sehr auf dem Seil, dass ich mich noch mal hinten anstellte. Das knifflige daran war, dass in der Mitte 2 stehen bleiben mussten, welche je 2 Seile stramm hielten, während einer nach dem anderen seinen Weg lief. Nur der Letzte hatte es am schwersten, weil nur noch ein Seil da war.
Dann kam mit der nächsten fünften Aufgabe etwas Gigantisches. Eine Frau wurde auserwählt, als erstes die Übung zu machen. Sie bekam einen Gurt um den Körper gelegt, stieg auf ein hölzernes Podest und wurde dann an einem etwas schräg hängendem Stahlsein nur durch die das Seil erfassenden anderen Teilnehmer und unsere Muskelkraft über einen langen Strick nach oben gezogen. Dort sollte sie dann an einem Seil ziehen. Wir waren ja so was von erstaunt, vielleicht auch etwas erschrocken, als die Post nach unten abging, sie im freien Fall etwas viel und wie ein Pendel quietschend vor Vergnügen hin und her flog. Das war was ganz tolles und ich überlegte doch einige Minuten, ob ich mich das trauen wollte. Ich wollte, schließlich hatte ich mich entschlossen, mit teilzunehmen. Unten auf der Erde war ich überhaupt nicht aufgeregt, als ich auf dem Podest stand wurde mir schon etwas mulmig in der Bauchgegend und dann zogen mich die anderen hoch. Es waren schon sehr gemischte Gefühle, jedoch keine Angst dabei. Als ich dann oben hing war die Neugier, es auszuprobieren größer als die Angst vor der Angst. Ich zog an der Strippe und schrei fallend vor Vergnügen überrascht laut auf, pendelte genießend viele Male hin und her, bei jedem Schwung mit einen lauten Pfeifen, wie wenn der Wind um das Haus streicht und kam überglücklich dann wieder unten an. Die ersten Minuten auf der Erde stehend hatte ich eine Leichtigkeit verspürt, wie wenn ich nach dem Aqafitness nach Hause laufe. Ich fühlte mich mindestens 10 Kilo leichter und um eine riesige Erfahrung reicher: Trau dir was zu!
Zum Schluss es wurde bereits dämmrig, kletterten noch einige, gesichert über Gurt und Seile die Wand hoch. Das wollte ich nicht machen, denn ich wusste, dazu reichen meine Arm- und Beinkraft nicht aus. Von unten beobachtete ich das Geschehen und nahm mir vor, im kommenden Jahr viel mehr für meine Kondition zu tun, damit ich beim nächsten Mal mich auch dort hochtraue. Es war eine tolle Erfahrung, ich war froh, dabei gewesen zu sein und überrascht, was ich mir zutrauen kann, wenn ich die Angst durch Mut ersetze.

Einen großen herzlichen Dank an das Rekis – Team, die diese tolle Veranstaltung organisiert hatten, uns die Chance gaben, etwas auszuprobieren, was wir oder zumindest ich so nie gemacht hätten.

Doris Lausch aus Forst / Lausitz

Die Arbeit der Selbsthilfekontaktstelle REKIS Cottbus wird durch die GKV und die Stadt Cottbus gefördert.

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