uppe: Borreliose/Neuroborreliose für Betroffene und Angehörige

Neugründung einer Selbsthilfegruppe "Borreliose"

Liebe Leser/innen

Ich möchte über Lyme-Borreliose berichten.

Ich bin am 31.05.2016 an der Lyme-Borreliose, bekannt auch als Neuroborreliose erkrankt.

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch als Erzieherin in einer Integrationskita tätig. Kurz erwähnt, hatte ich eine gewisse Zeit davor eine starke Erkältung, der ich aufgrund von Personalmangel keine große Bedeutung schenkte. (Möglicherweise ein Indikator der zum Ausbruch der Krankheit beigetragen haben kann) . Mein Krankheitslauf begann einige Tage zuvor mit Nackenschmerzen, die sich über mehrere Tage hinweg zog. Am 30.5.2016 ein ganz üblicher Arbeitstag, merkte ich zunehmend wie ich immer schwächer und erschöpfter wurde. In der Schlafwache war ich so erschöpft, dass ich mich selbst hinlegen musste und einige Zeit schlief. Mein Zustand wurde allerdings nicht besser, sodass mich meine Chefin früher nachhause schicken musste. Ich legte mich zuhause hin und dachte es würde am nächsten Tag wieder besser sein. Jedoch war es nicht so gewesen. Ich war so erschöpft, dass ich meinen Hausarzt aufsuchte und ihn um Rat fragte. Er meinte, ich sei einfach überfordert mit der Arbeit und alleinerziehend mit 3 Kindern, er schrieb mich aufgrund dessen krank. Nach einer Woche ging ich wieder zum Arzt. Mein Zustand hatte sich noch nicht verbessert. Er sagte mir diesmal, ich hätte Depressionen und verschrieb mir ein Medikament dafür. Ich glaube ihm und nahm die Tabletten. Tage später, fing ich an mich zu übergeben, ab da an musste ich mich 5 Wochenlang täglich mehrmals übergeben. Mein Arzt gab mir gegen das Erbrechen Tabletten, allerdings halfen sie nicht. Ich spürte wie sich zunehmend mein Zustand verschlechterte, ich war nicht mal mehr in der Lage mich um meine Kinder zu kümmern. Meine Söhne gingen bereits in die Schule und meine Tochter in die Kita. Mein Morgen begann damit, dass ich mit einem Brechreiz aufwachte. Ich machte die Brote meines ältesten Sohnes fertig, sodass er zur Schule gehen konnte, anschließend legt ich mich wieder hin bis ich meinen zweiten Sohn für die Schule fertig machen konnte, derselbe Ablauf erfolgte bei meiner Tochter, ich brachte sie in die Kita und schlief anschließend den ganzen Tag. Dieser Tagesablauf erfolgte insgesamt 6 Wochen. In der Zwischenzeit bin ich immer wieder, etwa alle zwei Tage zu meinem Hausarzt gegangen, um meine Situation zu schildern. Ich bekam irgendwann Schmerzen auf dem Kopf. Ich sagte, „mir tun meine Haare weh“. Allerdings glaube ich meinem Arzt, wenn er meint ich hätte Depressionen, dann würde es bestimmt davon kommen. Im Laufe der Zeit, fing mein Auge an zu brennen und schloss  nachts nicht mehr richtig, weshalb es ausgetrocknet ist, ich fing an nachts zu sabbern. Eines Morgens wachte ich auf und schaute in den Spiegel. Ich bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte. Mein linker Mundwinkel hing runter. Ich brachte meine Tochter, wie jeden Tag in die Kita. Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt eine andere Mutter eines Kindes, die als Krankenschwester arbeitet, vor Ort. Ich fragte, was ich tun soll… sie sagte in diesem Moment, „ich bring dich sofort in die Notaufnahme“. Ab da an wusste ich, man wird mir endlich helfen können. Mein wochenlanges Leiden war beendet. Zumindest glaubte ich das…!  Ich kam erstmals am 08.07.2016 in Krankenhaus und wurde gründlich untersucht, dort zog man einen Neurologen zurate. Seine Diagnose war eindeutig, Neuroborreliose. Ich hatte eine Lumbalpunktion, in der man Borrelien nachwies. Weitere Untersuchungen folgten…  Meine verordneten Antidepressiva wurden sofort abgesetzt und ich bekam hochdosiertes Antibiotika 3 Wochen lang über die Venen injiziert.

Es wurde folgende Diagnosen festgestellt:

-Neuroborreliose

- Enzephalitis

-Periphere Fazialisparese links

-Hypästhesie am linken Gesichtes

Akkomodationsstörung links

 Anschließend bekam ich eine Anschlussheilbehandlung für 6 Wochen. Dort stellte man auch fest, dass ich so einige Defizite habe. Aufgrund der Enzephalitis (Hirnentzündung), hatte ich Schädigungen im Gesichtsbereich wie, Auge, Schluckstörung, Konzentrationsstörung, Gedächtnisprobleme, Gleichgewichtssinn.  Meine Hauptbeschwerden sind nach wie vor, Konzentrationsprobleme, ständige Erschöpfung, allgemeine Überempfindlichkeit von äußeren Reizen, die ich nicht mehr filtern kann, Akkomodationsstörung, was bedeutet, dass meine linke Pupille sich in Situationen wie, Stress, visuelle Reizüberflutung, Überempfindlichkeit bei grelles Licht, hell-dunkel, ebenfalls kann ich viele verschiedene Reize visuell nicht mehr filtern, es ist eine Überforderung und führt dazu, dass die Pupille sich weitet und mir schwindlig wird. Ich vergleiche gern das Gefühl auf einem Schiff zu sitzen, welches gerade auf hoher See schwankt.

Aus all diesen Defiziten, ist im Laufe der Zeit eine Angst-und Panikstörung entstanden. Ich habe mich aufgrund dessen sehr von meiner Außenwelt isoliert, ich fühle mich zu Hause am sichersten, da ich allem was mich überfordern könnte, aus dem Weg gehe. Allerdings verwehre ich mir selbst viele schöne Momente, die ich erleben könnte, trotz meiner Probleme. Es ist ein Teufelskreis, gefangen in seinen Ängsten zu sein, weil mir meine körperlichen Beschwerden immer meine Grenzen signalisieren.

Ich war aus diesem Grund vom 02.07. – 06.08. 2021 in einer psychosomatischen Reha-Klinik. Ich habe für mich viel erkannt und gelernt…vor allem Akzeptanz mit der Krankheit und dessen resultierenden Folgen. 

Deshalb wähle ich diesen Weg, um andere Menschen mit ähnlichen Symptomen zu erreichen. Es soll ein Erfahrungsaustausch sein, gegenseitige Hilfestellungen geben, neue Erkenntnisse erlangen, gemeinsam Lösungsstrategien entwickeln, und mehr Lebensfreude gewinnen.

Sabrina L.

Schicksal als Chance sehen!

Wenn Sie sich angesprochen fühlen und sich mit Gleichgesinnten austauschen möchten, dann melden Sie sich bei der REKIS Cottbus Tel: 0355/543205 oder E-Mail: kontakt@selbsthilfe-cottbus.de

Hintergrundinformationen:

 

Die Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird. Der wichtigste Überträger des Bakteriums auf den Menschen ist die Zecke. Wesentliches Erregerreservoir sind Rotwild und kleinere Nagetiere. Die Lyme-Borreliose ist eine Multisystemerkrankung, das heißt, sie kann mehrere Organe (gleichzeitig) befallen: die Haut, die Gelenke, das Nervensystem, die Augen und das Herz.
In der Selbsthilfegruppe werden Kontakte zu anderen Betroffenen geknüpft, Erfahrungen und Erkenntnisse ausgetauscht und Lösungsmöglichkeiten entwickelt und gefördert. Die Selbsthilfegruppe lebt von der aktiven und kontinuierlichen Mitarbeit ihrer Teilnehmer. Das erfordert Zeit und Kraft, Entschlossenheit, die Probleme anzupacken und ihre Lösung selbst in der Hand zu nehmen - kurzum: im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aktiv zu werden.

Hier werden Betroffene Ansprechpartner finden,die ihre Nöte verstehen, da sie doch selbst vondieser Krankheit betroffen sind. Hier werden sie die Gelegenheit haben, ihre Gedanken zu den Problemen ihrer Krankheit auszutauschen, Rat zu suchen, sowie über die neuste Entwicklungbei Diagnose und Therapie zu erfahren.
Die REKIS Cottbus bereitet die Neugründung einer Selbsthilfegruppe Borreliose vor,
Interessen sind herzlich willkommen.
Nähere Informationen zur Selbsthilfegruppe erfahren Sie über die REKIS Cottbus
Tel.-Nr.: 0355/ 54 32 05.

Weitere Informationen erhalten Sie über die REKIS Cottbus.

Die Arbeit der Selbsthilfekontaktstelle REKIS Cottbus wird durch die GKV und die Stadt Cottbus gefördert.

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