Barrierefreier Stadtrundgang mit dem Cottbuser Postkutscher am 02. September 2015

Barrierefreier Stadtrundgang mit dem Cottbuser Postkutscher am 02. September 2015 um 15.00 Uhr

Der Cottbuser Postkutscher führte uns in seiner schmucken Uniform an seine Cottbuser Lieblingsplätze und erzählte über sein „schweres“ Leben.

Dieser Stadtrundgang wurde speziell für mobilitätseingeschränkte Gäste, Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer sowie für Blinde und Sehbehinderte organisiert.

Ein Bestandteil unseres Rundganges war der Besuch der Klosterkirche. Wir konnten den Seiteneingang, der mit einem Lift versehen ist, gut für alle Rollstühle benutzen.

Einen besonderen Moment bereitete uns der Cottbuser Postkutscher, als er in der Kirche das „Ave Maria“ auf dem Horn erklingen ließ.

Wir hatten einen sehr interessanten und informativen Nachmittag. Im Frühjahr 2016 planen wir mit dem Schwerhörigenverein Cottbus e.V. einen Stadtrundgang für hörbehinderte Menschen.

Tipp: Die CMT Cottbus organisiert auf Anfrage barrierefreie Stadtrundgänge mit dem Cottbuser Postkutscher.
22.08.2012 – Forum gegen Depression – Praxisseminar im Reiterhof „Kutzeburger Mühle“ in Cottbus

Ein strahlend warmer und luftiger Sommertag machte diesen Tag zu einem Höhepunkt im diesjährigen Forum gegen Depression. Ich holte unterwegs noch eine Frau ab und dann kamen wir mit etwas Umweg und noch viel Zeit ganz entspannt am Treffpunkt an. So nach und nach kamen alle anderen, 9 Frauen und ein Mann. Einige Frauen kannte ich bereits aus vorangegangenen Seminaren bei der REKIS Cottbus. Als ich dort stand, kamen in mir Erinnerungen an laute Windgeräusche von riesigen Bäumen aus meiner Kindheit wieder.
Wir liefen ein wenig noch so rum und dann stellte ich fest, das wirklich laute Rauschen kam nicht von den Bäumen. Der dort verlaufende Bach mit einem leichten Absturz aus im Wasser liegenden Feldsteinen strömte laut gurgelnd dahin und übertönte noch den Wind.
Als alle dann da waren gingen wir nach der Begrüßung durch den Veranstalter (Frau Koal von der REKIS Cottbus) und der Pferdehofbesitzerin zum hinteren Gelände des Reiterhofes. Dort unter den lichtdurchfluteten Birkenbäumen, den Wind um uns rum spürend begannen die Übungen zu Vertrauen, Selbstvertrauen und Miteinander.
Frau Moschner zeigte uns, wie wichtig selbstsicheres Auftreten im Leben und vor allem auch gegenüber den Pferden erforderlich ist, um zu erreichen, was ich möchte und nicht der Andere bestimmt, was ich tue. Sie definierte Vertrauen als „eine risikoreiche Vorleistung“. Diese Beschreibung fand ich treffend. Wie oft wurde mein Vertrauen missbraucht.
In verschiedenen Übungen gingen wir aufeinander zu oder stellten uns hinter jemand. Es war schon interessant, wie ich hier reagierte. Im Leben wie auch dort mag ich es überhaupt nicht, wenn sich jemand vor mir aufbaut oder sich hinter mich stellt und mich beobachtet. Für mich war diese Übung eine Erinnerung daran, sage dem Gegenüber rechtzeitig, wenn er meine Grenze überschreitet. In kraftvollen, bestimmten Schritten übten wir noch selbstsicheres Auftreten. Durch diese Übung wurde mir bewusst, was Körperhaltung alleine schon ausmacht. Nicht nur nach unten schauen, sondern mit aufrechtem Oberkörper den Anderen in die Augen sehen, wenn ich durch die Stadt oder auf jemand zugehe. Damit zeige ich, ich verstecke mich nicht, ich bin da und ich bin wer!
Unser einziger Mann in der Runde, Herr Hansow, übte mit uns Vertrauen in den Anderen zu haben und auf gemeinsame Kommandos (ohne Worte, auch nur durch Spürsinn oder Intuition) zu reagieren.
In seiner ersten Übung hatten 4 Frauen bei angewinkelten Armen, nur auf den Zeigefingern aufliegend einen Stab aus der Hüfthöhe nach unten zum Boden abzulegen, ohne dass dieser ins Rutschen kam oder sogar runterfiel. Sehr behutsam senkten wir die Arme, korrigierten zwischendurch unsere Beinstellung, weil wir zu dicht am Stab beim Bücken standen und kamen, ohne den Stab zu verlieren, mit ihm unten an.
Eine zweite Übung wurde mit verbundenen Augen durchgeführt. Eine Frau dirigierte ohne Worte zu benutzen den die Augen Verbundenen über ein am Boden verschlungen liegendes 25 m Seil. Als ich führte, fühlte sich das für mich gut an. Als ich geführt wurde, schien ich hin und her zu schwanken, unsicher zu sein beim Setzen eines Fußes vor den anderen. Mir wurde bewusst, wie selbstverständlich ich doch die Augen als Orientierung benutze und wie beim Fehlen mir dadurch ein großes Stück Sicherheit genommen wird.
Dann kamen wir zu den Pferden. In der Einführung wurden die Pferde vorgestellt (Mephisto, Faust, Sissi, Scally konnte ich mir von den 7 Pferdenamen merken) und dann erklärt, wie wird geputzt, die Hufe gereinigt, der Sattel aufgelegt, wie nähere ich mich dem Pferd und wie rede ich es an. Dann durften wir es einige Minuten selber putzen, streicheln und mit dem Pferd sprechen. Ich putzte den Faust, ein wunderschönes, schwarzes, hoch gewachsenes Pferd. Als alle mal mit putzen an der Reihe waren, wurden die Sattel und das Zaumzeug angelegt und die Reiterkappen verteilt. Jede Reiterin mit Kappe und eine Frau zum Führen des Pferdes durften sich ihr Pferd aussuchen.
Ich entschied mich für Faust, zu dem ich bereits Kontakt aufgenommen hatte. Es war das größte Pferd und ich machte mir auf dem kurzen Weg zum Reitplatz schon Gedanken, wie komme ich auf das Pferd. Dort stand eine Aufsteighilfe aus Holz, bestehend aus 3 Stufen. Ich benutzte die oberste Stufe und kam besser als gedacht auf das Pferd. Als alle Reiterinnen oben saßen bildeten wir eine Reihe. Im gemächlichen Gang gewöhnten wir uns in 3 Runden an des obenauf sitzen auf einem Pferd. Mit Füßen in den Steigbügeln und Festhalten am Sattel ging es bei mir gut. Stolz, mit aufrechtem Oberkörper sitzend, einem breitem Lachen im Gesicht und mit funkelnden Augen zeigten wir allen, was wir uns zutrauten. Als wir dann mehrere Übungen hatten, wo wir die Hände nach oben oder zur Seite streckten, wurde ich etwas unsicher. Als dann auch noch die Beine aus den Steigbügeln raus und locker runterhingen, wurde mir so richtig bewusst, ich sitze auf einem Pferd. Ganz zum Schluss unserer Runde wurde nacheinander jedes Pferd von der Pferdebesitzerin leicht in Trab versetzt. Ich gab als Einzige auf. Meine Kreislaufprobleme kamen dann so richtig zum Zuge, ich hatte das Gefühl, mein Kopf schwankt bei jedem Schritt mindestens eine Kopfbreite zur Seite aus und ich rutsche gleich runter. Es machte mir nichts aus, zuzugeben, das traue ich mir nicht zu. Immerhin war es für mich eine große Leistung, auf ein Pferd und dann noch auf das Größte zu steigen. Runter vom Pferd ging es etwas holpriger als aufwärts. Erleichtert wieder den Boden unter den Füßen zu spüren und beeindruckt von den eigenen Erfahrungen beobachtete ich die zweite Gruppe, wie auch sie mit einem lachenden Gesicht stolz auf den Pferden saßen. Zurück wurden die Pferde wieder geführt und noch einmal streichelnd sich von ihnen verabschiedet.
Bei den letzten Sonnenstrahlen, in einer gemeinsamen gemütlichen und zufriedenen Runde, erfreuten wir uns der vom Reiterhof gesponserten Schmalzstullen und Getränke. Es wurde der Nachmittag ausgewertet, noch einmal ungezwungen geschwatzt und sich ausgetauscht. Zufrieden und glücklich mit mir machte ich mich dann wieder auf den Heimweg.
Es war ein gelungener, an tollen Erfahrungen reicher Nachmittag und gut, dass ich mich traute, meine Angst durch Mut ersetzte und dabei gewesen war!

Einen großen herzlichen Dank an das Rekis – Team, die diese tolle Veranstaltung organisiert hatte und die beiden Dozenten, die uns mit diesem Seminar die Chance gaben, etwas auszuprobieren, was wir oder zumindest ich so nie gemacht hätte.

Doris Lausch aus Forst / Lausitz
30.08.2011 Forum gegen Depression Praxisseminar im Hochseilgarten
30. August 2011, heute war der Abend im Hochseilgarten, organisiert von der Rekis – Selbsthilfe in Cottbus.

Ich holte unterwegs noch 2 Frauen ab und dann kamen wir mit noch viel Zeit ohne Komplikationen, ohne mich unterwegs zu verfahren, ganz entspannt auf direktem Weg am Hochseilgarten an. So nach und nach kamen alle anderen, ein Mann und 14 Frauen. Einige kannte ich vom sehen und viele nicht. Jedoch war jedem anzusehen, einfach war die Entscheidung, mitzukommen, keinem gefallen.
Die erste Übung bestand darin, dass alle sich auf einen einseitig abgeflachten, etwas überhöht auf dem Boden liegenden Baumstamm stellten. Dann kam die eigentliche Aufgabe, bitte sortieren nach dem Alphabet. Es kam darauf an, aneinander vorbeizukommen, ohne runter zu fallen, was uns nicht wirklich gelang. Der Stamm wackelte so sehr, mein Gleichgewicht auch und ich stand öfters unten und mit aneinander vorbeischieben war zumindest bei mir schwierig. Nach einer ganzen Weile standen wir dann endlich sortiert oben auf dem Balken. Was uns noch nicht wirklich gelungen war, war die Kommunikation untereinander.
Unsere zweite Aufgabe bestand aus einer hölzernen A, wobei der untere waagerechte Strich ziemlich tief war. Oben waren 4 lange Seile befestigt. Die Aufgabe bestand darin, dass einer sich in das aufrecht stehende A stellte und wie auf Stelzen damit vorwärts gehen sollte. Wir anderen sicherten dieses hölzerne A mit der darin stehenden Person gegen umfallen und das sie überhaupt vorwärts kam. Die Kommunikation klappte schon besser, jedoch war es sehr holprig und nicht wirklich effektiv, wie wir vorankamen. Unsere beiden Betreuer vom Hochseilgarten sagten uns dann, wie es besser geht und das probierten wir dann auch aus. Es war viel Physik dabei, wie es zu machen war. Es klappte dann wesentlich besser.
Bei der dritten Aufgabe lagen kurz über dem Boden zwei Stahlseile, zu einem großen V gespannt. Hier versuchten wir durch Körperspannung paarweise über den Seilen, von der Spitze bis zur maximalen Öffnung zu laufen. Es kam auf Körperspannung, Vertrauen in den Andern, dass er nicht loslässt und auch Konzentration auf die Aufgabe an. Einige schafften es bis zum Ende, ich nur etwa bis Zweidrittel des Weges. Ich spürte das Seil an meinen Fußsohlen, die blockierten Reflexzonen an den Füßen und es drückte sehr, konnte deshalb nicht bis zum Schluss durchlaufen. Besonders auf dem Hacken war der Schmerz kaum auszuhalten.
Die vierte Aufgabe bestand darin, auf 4 Stahlseilen kurz über dem Boden zu laufen. Es sah aus wie eine Torte, welche in 4 gleichgroße Stückchen geschnitten wurde mit einem in der Mitte abgesägten Baumstumpf, den nur 2 Füße betreten durften. Unter uns war das Moor, in welches wir nicht fallen durften. Aufgeteilt in 4 Gruppen mussten wir vom Rand zur Mitte und dann auf dem anderen nächsten Schenkel des Tortenstückchens wieder zurücklaufen. Ich wackelte wieder so sehr auf dem Seil, dass ich mich noch mal hinten anstellte. Das knifflige daran war, dass in der Mitte 2 stehen bleiben mussten, welche je 2 Seile stramm hielten, während einer nach dem anderen seinen Weg lief. Nur der Letzte hatte es am schwersten, weil nur noch ein Seil da war.
Dann kam mit der nächsten fünften Aufgabe etwas Gigantisches. Eine Frau wurde auserwählt, als erstes die Übung zu machen. Sie bekam einen Gurt um den Körper gelegt, stieg auf ein hölzernes Podest und wurde dann an einem etwas schräg hängendem Stahlsein nur durch die das Seil erfassenden anderen Teilnehmer und unsere Muskelkraft über einen langen Strick nach oben gezogen. Dort sollte sie dann an einem Seil ziehen. Wir waren ja so was von erstaunt, vielleicht auch etwas erschrocken, als die Post nach unten abging, sie im freien Fall etwas viel und wie ein Pendel quietschend vor Vergnügen hin und her flog. Das war was ganz tolles und ich überlegte doch einige Minuten, ob ich mich das trauen wollte. Ich wollte, schließlich hatte ich mich entschlossen, mit teilzunehmen. Unten auf der Erde war ich überhaupt nicht aufgeregt, als ich auf dem Podest stand wurde mir schon etwas mulmig in der Bauchgegend und dann zogen mich die anderen hoch. Es waren schon sehr gemischte Gefühle, jedoch keine Angst dabei. Als ich dann oben hing war die Neugier, es auszuprobieren größer als die Angst vor der Angst. Ich zog an der Strippe und schrei fallend vor Vergnügen überrascht laut auf, pendelte genießend viele Male hin und her, bei jedem Schwung mit einen lauten Pfeifen, wie wenn der Wind um das Haus streicht und kam überglücklich dann wieder unten an. Die ersten Minuten auf der Erde stehend hatte ich eine Leichtigkeit verspürt, wie wenn ich nach dem Aqafitness nach Hause laufe. Ich fühlte mich mindestens 10 Kilo leichter und um eine riesige Erfahrung reicher: Trau dir was zu!
Zum Schluss, es wurde bereits dämmrig, kletterten noch einige, gesichert über Gurt und Seile die Wand hoch. Das wollte ich nicht machen, denn ich wusste, dazu reichen meine Arm- und Beinkraft nicht aus. Von unten beobachtete ich das Geschehen und nahm mir vor, im kommenden Jahr viel mehr für meine Kondition zu tun, damit ich beim nächsten Mal mich auch dort hochtraue. Es war eine tolle Erfahrung, ich war froh, dabei gewesen zu sein und überrascht, was ich mir zutrauen kann, wenn ich die Angst durch Mut ersetze.

Einen großen herzlichen Dank an das Rekis – Team, die diese tolle Veranstaltung organisiert hatten, uns die Chance gaben, etwas auszuprobieren, was wir oder zumindest ich so nie gemacht hätten.

Doris Lausch aus Forst / Lausitz

Die Arbeit der Selbsthilfekontaktstelle REKIS Cottbus wird durch die GKV und die Stadt Cottbus gefördert.

Zum Inhalt springen